Skindbjerglund
Rebild kommune
Staatseigener Wald, teilweiser Schutzwald, von 41 ha mit öffentlichem
Zutritt überall, rund um die Uhr. Der Wald stößt an einem großen
privateigenen Wald an, wo Zutritt der allgemeinen Regeln nach erlaubt
ist. Skindbjerglund gehört einem internationalen Naturschutzgebiet,
Natura2000 Nr. 18. In Skindbjerglund ist zelten erlaubt – lesen Sie die
Regeln und die Liste über anderen freien Zeltplätzen in den dänischen
Staatswäldern.
Landschaft und Geologie
Der Wald Skindbjerglund liegt an dem Rand des markanten Tals von
Lindenborg Å. Hier läuft das Tal SÖ – NW und ist an der Sohle etwa 300 m
breit. Die oberen Waldabschnitte liegen ganz oben auf der
Moränehochebene um das Tal herum, 60 m über Seehöhe, und in nur 1 km
fallen der Wald und die Talseite bis etwa 8 m über Seehöhe ab. Das
Flusstal ist Teil eines komplizierten Komplexes von Tunneltälern, die
während der letzten Eiszeit entstanden sind.
Außerhalb der
Einfahrt zu Skindbjerglund ist eine schöne Aussicht auf den Talkomplex
Richtung Westen. Das Tal unterhalb Skindbjerglund stößt hier ein
Nord-Süd Tunneltal hinzu, das vom Limfjord bis der Eisrandlinie bei
Viborg verfolgbar ist. In dem Tal trifft man 4 verschiedene Wasserläufe.
Früher hat man gemeint, die Tunneltäler sind unter den großen Eisdecken
entstanden, das neuste Wissen deutet aber einer komplexen
Bildungsgeschichte an, u. a. haben wahrscheinlich das Hervordrängen des
Eises und die alten, tertiären Verwerfungstäler eine Rolle gespielt.
Der Untergrund von
Skindbjerglund besteht von einer oberen, sandigen Moränenablagerung, nur
wenige Meter dick, und fast 50 m dicke Schmelzwasserablagerungen von
Sand und Kies. Unter den eiszeitlichen Schichten gibt es Schreibkreide,
im Tal nur wenige Meter unter dem Boden. Die Kreide hat viele Spalten,
die als Wasseradern funktionieren. Wo die Kreide wie im Talgrund dicht
an der Oberfläche liegt, ist der Druck vom Grundwasser unter den Hügeln
so groß, dass Quellen entspringen. Nur 400 m westlich von Skindbjerglund
liegt die Quelle Blåhøl, in der Nahe vom Fluss. Diese Beckenquelle ist
mit ihren 150 Liter pro Sekund die meist wasserführende Quelle in
Nordeuropa. Nur die strömende Quelle, Lille Blåkilde, hat gleich viel
Wasser. Skindbjerglund hat aber auch eine eigene Quelle. Auf der Wiese
50 m östlich vom nördlichen Waldabschnitt (siehe die Karte), quellt das
Wasser in einer kleinen Beckenquelle hervor und läuft durch einen Graben
in den Fluss hinaus. Die Wiese ist Privatbesitz, aber ohne Zäune, und
Zutritt ist erlaubt.
Tierleben
Das Tierleben in Skindbjerglund ist sehr vom alten Eichenwald geprägt.
Der friedliche Wald hat nur wenig Besucher und beherbergt u. a. einen
großen Bestand an Rehwild. Im hellen Wald wachsen viele Kräuter, die
gutes Futter bieten. Überall im Waldboden gibt es nackte Flecken, wo das
Rehwild entweder ausgeruht hat oder im Boden gescharrt hat, um ihre
Lieblingsessen zu suchen – Anemonewurzel. Wenn man sich vorsichtig
bewegt oder vielleicht ruhig wartet, gibt es gute Möglichkeiten die
eleganten Tiere zu beobachten. Im Frühsommer verraten auch die
Fegespuren auf den jungen Bäumen den Rehbock. Fuchs, Dachs und
Waldmarder sind die größten Raubtiere im Wald, und besonders an
Sonnenauf- und Untergang besteht die Möglichkeit die Tiere zu beobachten
– wieder mit Vorsicht und Geduld.
Die alten Bäume im Wald
bieten den höhlenbrütenden Vögeln viele Nestplätze, z. B. den Staren,
Waldkäuzen und Hohltauben. Auch der Waldmarder nützt gern eine solche
Wohnung in einer alten Eiche.
Skindbjerglund ist wegen seines Vogellebens bekannt. Besonders der
Eichenwald, der als Naturwald mit vielen umgefallenen und eingegangenen
Bäumen liegt, bietet vielen höhlenbrütenden Vögeln ideale
Lebensbedingungen. Die Bäume ziehen aber nicht nur Vögel sondern auch
viele Insekte an, die eine gute Futtergrundlage der Vögel und Tiere ist.
Überhaupt ist der Struktur des Eichenwaldes mit seinen variierten
Nischen die Basis eines reichen Vogellebens.
Beobachten Sie z. B. Kleiber, Waldbaumläufer, Buntspecht, Grünspecht,
Blaumeise, Trauerschnäpper, Grauschnäpper, Hohltaube, Waldkauz, Raben
und der seltene Pirol.
Hier ein Link zur dänischen Vogelverein, DOF, mit den neusten
Beobachtungen (auf Dänisch).
Skindbjerglund beherbergt normalerweise 1-2 brütende Rabenpaare. Der
imposante Vogel, mit der Größe eines Mäusebussards, war früher ganz
selten in Dänemark, aber hat sich seit den letzten Jahrzehnten viel
verbreitet. Der Rabe nistet ganz hoch in einer alten Buche oder Eiche.
Während der Brutzeit hört man sie weit, denn Raben machen recht viel
Lärm. Im Herbst sieht man die Vögel in Familiengruppen. Der Rabe ist ein
Standvogel, und oft bleibt das Paar lebenslang zusammen.
Die Wald- und Naturverwaltung, Himmerland, stellt Versuche mit
verschiedenen Betriebsformen an, um den Eichenwald zu verjüngen. U. a.
werden Waldabschnitte vom Vieh beweidet, damit unerwünschten Zuwachs von
z. B. Ahorn unterdrückt wird, und die Eichen vielleicht besser wild
wachsen können.
Information
Am Parkplatz ist eine Infotafel.
Der Verordnung von Schützwäldern in DK
(1805) hat die heutige Landschaft gebildet, mit einer scharfen Grenze
zwischen Wald und Ackerland, wie hier im Herbst der südliche Waldrand
bei Skindbjerglund. Vielleicht ist es möglich durch Weiden wieder eine
weiche Übergang zwischen Wald und Wiese zu entwickeln – ein
Waldrandgebiet mit guter Biodiversifikation, z. B. mit vielen
Tagfaltern.
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Skindbjerglund. Mit ihren krummen Ästen und zerfurchte Borke sehen die
Eichen aus wie Skulpturen. Hier können alle mit Erfolg „Naturfotograf“
spielen. Die Eiche bildet ein sehr variierter Lebensraum für andere
Organismen, z. B. sind rund 800 verschiedene Insekten mit der Eiche
verbunden.
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og matrikelstyrelsen
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Waldkarte von Skindbjerglund
Der einzige Waldsee in Skindbjerglund liegt in der Nähe vom Waldweg im
westlichen Teil. Der See liegt etwa 30 m über dem Talgrund nur 500 m davon,
und seine unlogische Anwesenheit ist wahrscheinlich einer
wasserundurchlässigen Lehmschicht zu verdanken. Die Wasserfläche des Sees
ist fast von der seltenen Drachenwurz (Calla palustris) bedeckt, deren
Blumen schöne, kreideweiße Schutzblätter an den grünen, kolbenförmigen
Blütenständen tragen. Bei Reife entwickeln sich hochroten Beeren. Die
Pflanze ist giftig. Hinzu hat der Waldsee ein reiches Insektenleben.
Pflanzenleben
Eiche- und Buchenwälder sind im Staatswald Skindbjerglund
hervorherrschend. Die letzten Nadelbaumwälder sind fast weggeräumt. Ein
wenig über die Hälfte ist Eichenwald (hellrosa auf der Waldkarte). Die Eiche
ist ein „Lichtbaum“, das heißt sie braucht viel Licht, aber lässt
gleichzeitig etwa 20% Licht für den Waldboden vorbei. Die Buche lässt im
Vergleich dazu nur 1-3% Licht vorbei. Deswegen ist der Eichenwald hell und
offen, und viele Büsche und Bäume bilden mit den Kräutern, Moosen und
Flechten ein grünes Unterholz. Da die Eiche selbst viel Licht braucht, wird
sie leicht von Bäumen z. B. Buche und Ahorn, die mehr Schatten leisten,
niederkonkurriert.
In dem Eichenwald gründet sich ein Wald in Stufen, fast wie ein tropischer
Regenwald. Zu den gemeinen Arten hört die Hasel, die hier ihren wichtigsten
Standort hat. Andere Arten sind z. B. Holunder, Faulbaum, Schneeball,
Spindelstrauch, Vogelkirsche, Schlehe, Holz-Apfel, Weißdorn, Eberesche und
Roter Holunder oder junge Waldbäume der Buchen, Eschen, Ulmen, Linden und
Ahorn. Der Waldboden ist vollständig von Kräutern und Farnen bedeckt.
Der Kampf zwischen Eiche und
Buche hat im Wald Rold Skov eine besondere Bedeutung. Pollendiagramme
zeigen, dass die Buchen im Jahrtausend vor Christi Geburt nach Dänemark
kamen und schnell der hervorherrschende Waldbaum wurde. Sie verdrängten der
gemischte Eichenwald mit seiner Eichen, Ulmen, Linden, Eschen, Erlen und
Haseln. Um das Jahr 500 nach Christi Geburt war auf den fruchtbaren Boden
die Buche hervorherrschend. Pollendiagramme vom See St. Økssø zeigen aber,
dass die Eichenwälder im Gebiet Rold Skov bis zur Ende des Mittelalters den
Eindringlingen gewachsen waren. Das heißt, dass Skindbjerglund mit seiner
250-jährigen Eichen ein direkter Nachkomme der ursprünglichen Rold Skov ist,
der den größten Teil Himmerlands bedeckt hat.
Das späte Vorkommen von Buchen hängt vielleicht damit zusammen, dass die
Buche, trotzdem sie auch im Schatten keimen, sich nur schwierig in einem
aufgewachsenen Wald etabliert. Hinzu liegt das Gebiet in der Nähe der
nördlichen Grenze der Buchen in Europa und ist deswegen spät bewachsen
worden. Endlich hat vielleicht auch der Mensch eine Rolle gespielt! Sowohl
während des Kaiserkrieges (1625-29) und später während des Schwedischen
Kriegs (1643-1660) müssten die Wälder Nordjütlands dafür herhalten.
Brennholz für die Truppen, Schanzebau, Holzkohlen für Schießpulver und hinzu
die Zerstörungen der Besatzungstruppen war eine Belastung für die wertvollen
Eichenwälder. Die Buchen haben vielleicht deswegen endlich ihre Chance
bekommen, den Wald Rold Skov zu übernehmen.
Walddeich in Skindbjerglund aus dem Waldweg in der westlichen Seite gesehen.
Man sieht sehr deutlich, wie der Deich gebaut war. Der damalige Wald war
rechts. Man hat an der Ackerseite einen Graben ausgehoben (schneebedeckt),
hat die Erde auf den Deich geworfen und zuletzt den Deich mit einem Zaun aus
z. B. Haselstöcken verstärkt. Stellenweise ist wie hier die Grenze des
ursprünglichen Schutzwaldes durch Aufkauf und Anpflanzung nach außen
gezogen.
Kulturgeschichte
Um 1800 herum waren die dänischen Wälder ganz verarmt. Nur etwa 2 % von
Dänemark war mit Wald bewachsen. Die vorhergehenden Jahrhunderte mit Krieg
und Unruhe hatten viel gekostet, die eigentliche Forstwirtschaft war fast
unbekannt, und viele Wälder wurden zu stark beweidet und von den verarmten
Gutsherren ausgenützt und verwahrlost. Dieselben Reformkräfte, die um1790
herum die Agrarreformen durchführt hatten, haben 1805 die Schutzwald
Verordnung beschlossen. Tiere und Bauern müssten den Wald verlassen, ihre
verlorenen Rechte wurden durch neue Waldbebauung entschädigt, und der
Schutzwald sollte bis in alle Ewigkeit hochstämmig bleiben. Viele Walddeiche
wurden aufgebaut, um das Vieh und die Schweine aus dem Wald zu halten. Mit
der Verordnung entstand die scharfen Grenzen zwischen Wald und Feld, die wir
heute finden. Skindbjerglund hat einen sehr wohl erhaltenen Walddeich (die
braune Linie auf der Waldkarte). An vielen Orten zogen sich aber die
Verordnungen hin, wie auch in Skindbjerglund, der damals dem Gutsherrn von
Lindenborg gehörte. Er musste ja als Ersatz für das Weiderecht andere
Landstücke abgeben. Erst nach 56 Jahren und vielen Beanstandungen der
Forstverwaltung waren die Deichen fertig gebaut und die Tiere aus dem Wald
verschwunden. Heute lässt man sie aber wieder in den Wald ein, um vielleicht
den Eichenwald zu bewahren.
Skindbjerglund gehört seit 1929 der staatlichen Forstbehörde, und ab 1954
ist ein Teil des Eichenwaldes geschützt.
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