Lille Vildmose
"Kleine Wildmoor"
Aalborg und Mariagerfjord Kommunen.
28 km von Aalborg entfernt.
Privat- und teilweise statseigenes Schutzgebiet von etwa 7600 Hektar Land.
Das Schutzgebiet sind bis jetzt das Grösste in Dänemark.
Im Moment ist öffentlicher Zutritt nur nach dem allgemeinen Gesetz
erlaubt.
Der Wald bei Høstemark und der Wald und das Moor bei Tofte sind umgezäunt
und nur durch verangestalltene Besuche zugänglich. Allein kann man zu Fuss das Hochmoor bei Portlandmosen und bei Paraplymosen erleben
(Parkmöglichkeit auf Ny Høstemarkvej). Am Ende der Skovridervej (Seitenstrasse der Ny
Høstemarkvej) kann man links den Pfad am Zaun folgen und da den Naturwald bei Høstemark erleben. Am selben Ort wird rechts
Richtung den Vogelturm beim Futterplatz der Adler gezeigt.
Die Aussicht auf Lille Vildmose ist von Mulbjergene und von Smidie Bjerg am
besten. (Eine grossartige Aussicht auf Tofte Mose findet man vom Kiesweg, der am südlichen Ende von Smidie über die Anhöhe läuft).
Landschaft und Geologie
Die Landschaft im Gebiet bei Lille Vildmose ist von drei Hauptelementen
dominiert: Das Hochmoor auf dem ehemaligen Meeresboden, die ehemaligen Insel
im steinzeitlichen Meer und auch die Küstenabhänge von diesem Meer. Das steinzeitliche Meer verbreitete sich mit einer Reihe von Inseln - z. B.
Mulbjerge, Smidieøen, Tofte Bakke und südlicher Als Bjerg - über den östlichen Teil von Himmerland. Der Höhepunkt
Kællingebjerg (38 m. ü. M.) nordöstlich von Kongerslev war eine exponierte Steilküste. Als das Land sich
langsam erhob, und das Meer sich zurückzog, entstand westlich von
Mulbjergene und Tofte Bakke eine flache Lagune. Von Mulbjergene und von Høstemark Richtung nordwest verbreitete sich ein System von Strandwällen.
Die Lagune wuchs langsam mit Rohren zu und versumpfte, und am Rande der Inseln wuchsen Wälder mit Eichen und Kiefern. Um das Jahr 500 n. Chr.
wanderten die Torfmull-Moose ein, und die Entwicklung des Hochmoors begann.
Vier Sandebenen ohne Rohren waren während der Eisenzeit von Bauern bewohnt,
langsam stieg aber das Wasser im hervorwachsenden Moor, und vier seichte Seen bildeten sich in den Ebenen - Toftesø, Birkesø, Lillesø und Møllesø.
Die Seen wurden nie von Torfmull-Moosen zugewachsen, da das Wachstum
vielleicht von hervorquellendem mineralhaltigem Grundwasser behindert wurde.
Das Hochmoor wuchs durch 1200 Jahre unbehindert, bis man um das Jahr 1750 zum ersten Mal versuchte das Moor zu
entwässern. Langsam bildete sich das grösste Hochmoor Nordeuropas. Wie ein riesiger Organismus von Torfmoos
wächst das Moor jährlich 4 - 5 mm. Die Torfschicht, von den Moosen gebildet,
ist bis 5 m dick.
Die Torfmull-Moose brauchen nur die Nährstoffe des Regenwassers um zu leben,
und da sie auch sehr gut das Wasser speichern, kann das Moor wie ein Bausch
auf der Landschaft ohne Verbindung mit dem mineralhaltigen Grundwasser
wachsen.
Die Oberfläche des Moors bildet ein Mosaik von Hügelchen und kleinen Mulden,
alle mit ihrer eigenen Pflanzengesellschaft. In den Mulden herrschen verschiedene
Torfmoose, Torfmull, deren Wachstum und Eigenschaften das Hochmoor bilden. Auf dem Foto sieht man auch die immergrüne
längliche Blätter des Rosmarinheides.
Tierleben
Seit fast 100 Jahren sind Høstemark und Tofte Skov ohne freien menschlichen
Verkehr der Flora, Fauna und den Vögel friedliche Oasen gewesen. Eingezaunt
gibt es hier ein grosser Bestand an den ursprünglichen dänischen
Rotwildstamm, ständig ungefähr 550 Tieren. Dazu leben ca. 150 Schwarzwild
(Schweine) in Tofte Skov.
Wenn man nicht an einem organisierten Besuch teilnehmen kann, ist es leider
schwierig die grosse Säugetiere zu erleben. Aus den neuen Aussichtstürmen
bei Toft Camping und Høstemark sind die Chancen am besten.
Zu den Plänen des Gebiets gehören mehrere Aussichtstürme, und falls es ein
Naturpark wird, zäunt man vielleicht das Gebiet zwischen den beiden Wäldern
ein - mit öffentlichem Zutritt aber. Man überlegt auch, ob man die ehemalige
dänische Arten von Elch, Biber, Wildpferd und Wildvieh aussetzen könnte.
In einem Gebiet südlich von Dokkedal hat man versuchsweise
Wildpferde und Heck-Vieh (dem Auerochse gleich) ausgesetzt.
Der Wald bei Høstemark wurde ursprünglich geweidet und von den Bauern
genutzt. Heute wird etwa die Hälfte des Waldes nicht förstlich genutzt und
nur von den ca. 200 Rothirschen gepflegt. Der Bestand an Pilzen, Flechten,
Schmetterlingen, Käfern und anderen Insekten ist einmalig. Allein im Wald
gibt es 4770 Arten von Pflanzen und Tieren, und von denen sind 121 gefährdete Arten. Høstemark hat dazu einen sehr dichten Bestand an kleinen
Vögeln die in Höhlen brüten. Grünspecht und Schwarzspecht sind
verbreitet. Der Wald gehört biologisch zu den feinsten Nordwesteuropas.
Im Gegensatz zu den grossen Tieren sind die Vögel überall im Moor zu
sehen. Seit 1999 brütet im Moor Lille Vildmose der einzige Paar Steinadler
Dänemarks. Das Nest ist im umzäunten Wald Tofte Skov gut versteckt, man
kann die Adler aber aus dem Vogelturm bei Tofte Sø erleben, wenn sie über
dem Wald kreisen oder die Kormorane im Kolonie jagen. Im Winter kann man aus
dem Vogelturm mit einem Feldstecher sehen, wie die Adler den Futterplatz bei
Høstemark besuchen. Seeadler, Steinadler und andere Raubvögel schlagen sich
mit Kolkraben und Krähen um die ausgelegten Aase.
Der See Tofte wurde in 1964 wiederhergestellt, nachdem er seit fast 200 Jahren entwässert war. Der See ist ornithologisch eine Perle, die Tausende
von Zugvögeln, besonders die Enten, an sich zieht. Fast alle Arten der dänischen Enten hecken im oder am See, und südlich vom See hecken die
Kraniche im Hochmoor. Die grösste dänische Kolonie von Kormoranen, etwa 4000 Paare, bildet dem See
eine eigenartige Kulisse. Zu den Seltenheiten des Moors gehören auch
Schwarzstorch, Roter Milan und Sumpfohreule.
Auch die Rohstoffgebiete nördlich von Tofte Sø und Lillesø und die viele
wiederhergestellte Areale nördlich und östlich von den Torfgebieten sind
gute Vogelgebiete. Heckende Enten und Graugänse, Rohrweihe und Wiesenweihe sind hier zu sehen, und zur Zugzeit rasten hier viele Gänse.
Während der beiden Weltkriege fehlte Brennstoff, und die Zementfabrik
Aalborg Portland kaufte deswegen im Moor ein Stück Land um Torf zu stechen.
Ungefähr 1200 Mann waren damit beschäftigt, und heute sieht man noch im
Portlandmoor mehrere bis 5 km lange wassergefüllte Torfstiche - wie Narben
im Gelände. Das ehemalige Trubel ist von einem friedlichen Natur-Idyll und
vielen Vögeln ersetzt.
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Die Rothirsche in Tofte und Høstemark haben keinen täglichen Kontakt mit
Menschen, und die Tiere sind deswegen natürlich scheu. Weil es jährlich bis
ca. 200 neue Tiere gibt, muss man systematisch einige wegschiessen. Die Wälder waren früher als Jagdrevier sehr wichtig, heute sind aber die
gesammten Naturwerte des Gebiets im Brennpunkt. Das Rotwild erhält das Gleichgewicht zwischen Wald und Ebene und bildet den eigenartigen geweideten
Wald. Die beiden Wälder und das Moor Tofte, insgesamt 4.600 ha, gehören den Stiftungen von Aage V. Jensen, die den Naturschutz unterstützen.
Copyright Kort- og
matrikelstyrelsen
Pflanzenleben
Das Hochmoor hat ausser den Torfmoosen nur 12 - 15 verschiedene Pflanzen, denn im Moos überleben nur die Pflanzen, die sich den nahrungsarmen Umgebungen
anpassen können. Heidekraut, Glockenheide, Krähenbeere, Rosmarinheide,
Moosbeere, Weisses Schnabelriet und Moor-Wollgras sind verbreitet. Nur die Moltebeere gehören hier zu den Seltenheiten, trotzdem sie im übrigen
Skandinavien sehr verbreitet ist. Einzelne der Torfmoosen im Hochmoor sind
einzigartig.
Die Hügelchen des Hochmoors sind von Heidekraut beherrscht, Glockenheide und
Moor-Wollgras sind aber auch verbreitet. Als aber das Torfmoos mehr Torf
bildet, wachsen die Moosbausche in den Mulden schneller, und dabei vertauschen die zwei Pflanzengesellschaften ihren Platz. Diese Wechsel des
Wachstums ist in einem Torfschnitt sehr deutlich.
Normalerweise wachsen auf einem Hochmoor keine Bäume, da es keine Verbindung
zum Grundwasser besteht. In Dänemark verbreitet sich sonst sofort der Wald,
wenn das Land nicht genutzt oder gepflegt wird. Am Rande des Hochmoors aber wachsen z. B. Birke und Weide, weil es hier
mineralhaltiges Grundwasser gibt. Dank einer Entwässerung verbreiten sich aber überall in Tofte Mose,
Portlandmosen und Paraplymosen auch Bäume und Gebüsche. Wenn der Wasserstand
so niedrig ist, vermodert nämlich der Torf und gibt Nährstoffe frei, die durch Jahrhunderte gespart sind. In Portlandmosen hat man jetzt in den
ehemaligen Kanälen Staudämme gebaut, um durch eine höhere Wasserstand diese
Überwucherung zu verhüten.
Wiederherstellung der Natur kann wahrscheinlich auf verschiedener Weise die
Entwicklung zurückhalten und vielleicht sogar im abgegrabenen und bebauten Land ein neues Hochmoor bilden. Problematischer ist aber die Einwirkung der
Nährstoffe, die von Luft und Niederschläge getragen das Moor treffen. Die Nährstoffe kommen teils von der Industrie, teils auch von einer Vergasung
der Ammoniak im umgebenden Ackerland. Der speziellen Pflanzengesellschaft des
Hochmoors wird dadurch direkt geschadet, und plötzlich verbreiten sich dann fremde Pflanzen, die das Gleichgewicht stört, z. B. Wald-Weidenröschen.
Und dagegen nutzt kein Naturschutz. Es braucht einen Welteinsatz gegen Luftverschmutzung und einen massiven örtlichen Einsatz gegen Austritt von
Stickstoff, denn nur dadurch kann man vielleicht langsam die Entwicklung ändern und die nährstoffarmen Naturgebiete schützen.
Kulturgeschichte
Die Geschichte des Moors Lille Vildmose erzählt von Landgewinnung und Ausnutzung vom Torf als Rohstoff. Bis zum Jahr 1750 war das Moor ein ödes,
unwegsames und befürchtetes Gebiet. Laut eines alten Berichts bauten die Seeadler ihr Nest auf einem Hügelchen von Zweigen, Gras und Torf, die sie
auch zusammengeschleppt hatten, und diese Hügelchen konnte man vom weitem
sehen.
Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden Entwicklungsprojekte und Landgewinnung
Mode. Der dänische König Friedrich der 5. war der Meinung, dass das Moor ihm
gehörte, und deswegen wollte er es verkaufen. Als es aber niemand kaufen
mochte, verschenkte der König das Moor an Graf Adam Gotlob Moltke, der sein
Ratgeber und der reelle Leiter des Landes war. Als Bedingung musste der Graf die seichten Seen für Landwirtschaft entwässern. Im Jahre 1760 wurde
dann nur von Hand, 2 km lang und bis 7 m tief, der erste Kanal ausgegraben. Dadurch wurde der See Møllesø entwässert. Ein Jahr später folgte die
Entwässerung von Birkesø, und im Jahre 1762 wurden auch Lillesø und Tofte Sø
trockengelegen. Im selben Jahr kaufte der Baron H. E. Schimmelmann von Lindenborg grosse Teile des Moors, und das Moor war bis Ende des 20.
Jahrhunderts im Besitz seiner Familie. Dank der Jagdinteresse der Familie bestehen noch wichtige Teile vom Hochmoor und der einzigartige Wald.
Zum ersten Mal seit der Steinzeit wurde die Seeböden wieder bebaut. In 1767
wurde mit dem Recht auf Frondienst der Haupthof Vildmosegården gebaut. Am Ende des 18. Jahrhundert wurde im nordwestlichen Teil des Moors bei
Gudumlund sehr viel Torf gestochen, da die Entwicklung der Industrie einen grossen Bedarf an Brennstoff auslöste. Ein Kanal wurde ausgegraben, damit
man den Torf zu den Fabriken, z. B. zur Glashütte, befördern konnte. Das Hochmoor liess sich nicht unmittelbar dränieren und wuchs ständig. In
1936 kaufte aber der dänische Staat grosse Gebiete im nördlichen Teil des Moors und fing mit einer massiven Entwässerung, Pflege, Mergelung und
Bebauung an.
Heute sind grosse Teile vom staatlichen Moor an der Wirtschaft Pindstrup Mosebrug, die Torfmull für Gartenbau
gewinnt, verpachtet. Die Gewinnung wird noch bis 20 Jahre dauern, wenn sie nicht wegen
Naturschutz und vielleicht der Gründung eines Naturparks aufhören muss. Die abgegrabenen Areale sind für
Landwirtschaft, Weiden, Seen und Flachmoor wiederhergestellt, und man versucht auch das Hochmoor
wiederherzustellen.
Information
Im Internet gibt es (auf dänisch) sehr viel Information
über Lille Vildmose. NetNatur hat
z. B. mehrere Artikel. Der Hof Vildmosegård ist mit einem Naturführer als
Natur- und Kulturgeschichtliches Zentrum eingerichtet, und hier findet man
sehr viel Information über das Moor.
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